Etwa jeder dritte erwachsene Mensch in Deutschland entwickelt im Laufe seines Lebens eine Schilddrüsenstörung[1].
2009 war ich Eine davon. Bei mir wurde eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) festgestellt.
Deine Schilddrüse ist eine schmetterlingsförmige Drüse an Deinem Hals. Sie liegt etwa zweifingerbreit über Deiner Kehle und hat die Größe einer kleinen Streichholzschachtel (16cm²).
Mit 18-30 Gramm ist sie ein Fliegengewicht im Vergleich zu anderen Drüsen. Die menschliche Leber beispielweise bringt 1400-1800 Gramm auf die Waage.
In der Schilddrüse werden verschiedene Hormone gebildet. Der Begriff Schilddrüsenhormone bezeichnet vor allem die beiden wichtigsten: T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin).
T4 besitzt 4 Jod-Atome und ist langlebiger, aber weniger aktiv im Körper. T3 hat 3 Jod-Atome gebunden. Es ist aktiver, verbleibt jedoch kürzer im Körper.
Der größte Teil dieser Hormone ist an Eiweiße gebunden, sogenannte Thyroxin-bindende-Globuline (TBG). Nur die ungebundenen Hormone werden in die Körperzellen aufgenommen und wirken dort auf die Stoffwechselaktivität der Zellen.
Freies T3 (fT3) und freies T4 (fT4) sind entscheidend für Deine Stoffwechsellage im Körper. Sie können im Labor gemessen werden.
In dem neben stehenden Bild siehst Du dargestellt, was Deine Schilddrüse alles beeinflusst.
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Die Steuerung der Schilddrüsenhormonproduktion läuft über das Gehirn: den Hypothalamus und die Hypophyse. Der Hypothalamus ist ein Teil im Zwischenhirn. Du kannst ihn als Schaltzentrale betrachten. Er produziert TRH (Thyreotropin Releasing Hormone).
TRH wirkt an der Hypophyse. Die Hypophyse ist die Schnittstelle, die die Befehle des Hypothalamus weitergibt. TRH befiehlt die Herstellung von TSH (Thyroid Stimulating Hormone).
TSH löst in der Schilddrüse die Bildung von T3 und T4 aus. Ist Deine Schilddrüse gesund, produziert sie täglich ca. 10-50 µg T3 und 80-100 µg T4.
T3 ist das wirklich aktive Schilddüsenhormon. Es ist ungefähr 3-10x aktiver als T4. Die allerwichtigste Funktion von T3 ist, dass es die Mitochondrien (=Zellkraftwerke) zur Energieproduktion anregt. Deshalb regt es deinen Stoffwechsel so sehr an. Es verbleibt aber nur ca. ½ bis 1 Tag im Körper. Danach wird es abgebaut.
T4 ist das inaktivere Schilddrüsenhormon. Durch die TPO (=Thyreoperoxidase) wird 1 Jodatom abgespalten und es entsteht T3.
T4 ist also die Speicherform der Schilddrüsenhormone. Es verbleibt ca. 7 Tage im Körper.
Die Schilddrüsenhormone werden aus der Aminosäure Tyrosin plus Jod gebildet. Fehlt Dir im Körper Jod oder Tyrosin, kann die Schilddrüse keine Hormone bilden.
Ist das über einen längeren Zeitraum so, kommt es zur Unterfunktion, obwohl die Schilddrüse selbst noch in Ordnung ist. Ganz klar also: ohne Jod keine Schilddrüsenhormone!
Hast Du eine Hashimoto Thyreoiditis, musst Du die Jodzufuhr mit Deinem Arzt oder Therapeuten absprechen. Keinesfalls solltest Du eigenmächtig, ohne Rücksprache, Jod unkontrolliert zuführen!
Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt die in dem Bild angegebene Jodzufuhr[1]
In meiner Praxis hat sich gezeigt, dass ohne ausreichend Jod Deine Schilddrüse nicht gut arbeitet.
Die Schilddrüse benötigt nicht nur Jod, zur Hormonproduktion. Ebenso wichtig für eine gut funktionierende Schilddrüse sind folgende Mikronährstoffe:
Selen ist an der Umwandlung von T4 in T3 beteiligt. Hast Du einen Selenmangel, kann also eine Schilddrüsenunterfunktion verschlimmert werden. Zudem ist Selen ein wichtiges Antioxidans.
Zink ist wichtig für die Aktivität von Enzymen im Körper. Die Umwandlung von T4 in T3 geschieht durch das Enzym TPO (Thyreoperoxidase). Besteht ein Zinkmangel, steht Deiner Schilddrüse weniger aktive TPO zur Verfügung. Damit kann es zur Unterfunktion kommen, oder eine bestehende Unterfunktion kann sich verschlechtern.
Eisen ist ebenso ein Co-Faktor für die Bildung der TPO wie Zink. Es wird auch zur Verwertung von Jod bei der Schilddrüsenhormonbildung selbst benötigt. Die bekannteste Funktion des Eisens ist der Sauerstofftransport im Körper.
Vitamin-D ist nicht nur wichtig für den Calciumhaushalt im Körper, sondern wirkt auch immunmodulierend bei autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen.[1] Ein guter Vitamin-D-Spiegel ist also entscheidend für Deine Schilddrüsengesundheit.
Calcium ist Bestandteil unserer Knochen und Zähne. Da Vitamin-D den Calciumstoffwechsel steuert, solltest Du bei einer Vitamin-D-Substitution auch die Calciumzufuhr anpassen.
B-Vitamine sind an nahezu allen Stoffwechselprozessen beteiligt. Sie benötigen sich gegenseitig um richtig wirken zu können. Daher ist ein Komplex-Präparat besser, damit sie Deinem Körper vollständig zur Verfügung stehen.
[1] Zhao R, Zhang W, Ma C, Zhao Y, Xiong R, Wang H, Chen W, Zheng SG. Immunomodulatory Function of Vitamin D and Its Role in Autoimmune Thyroid Disease. Front Immunol. 2021 Feb 19;12:574967. doi: 10.3389/fimmu.2021.574967. PMID: 33679732; PMCID: PMC7933459 abgerufen am 27.12.2022
Ich stelle Dir hier die wichtigsten Schilddrüsenstörungen vor:
Struma oder Kropf?
Eine generelle Schilddrüsenvergrößerung nennt man Kropf oder Struma. Je nach Stärke der Vergrößerung wird sie laut WHO in 3 Stadien unterteilt.
· Stadium 0: keine Struma
· Stadium I: tastbare und bei zurückgebeugtem Kopf sichtbare Struma
· Stadium II: sichtbare Struma
· Stadium III: große, sichtbare Struma
Ursachen für eine Schilddrüsenvergrößerung
Die wichtigste und häufigste Ursache für eine Struma ist der Jodmangel. Weiter oben habe ich beschrieben, wie wichtig Jod für die Schilddrüsenhormone ist.
Fehlt Jod, versucht die Schilddrüse durch Gewebewachstum den Hormonmangel auszugleichen, und es kommt zum Kropf.
Es gibt auch Medikamente - z.B. Amiodaron, Lithium, Carbimazol- oder andere Substanzen – z.B. Nitrat, Thyocyanat – die die Kropfbildung fördern.
Andere Ursachen für eine Struma können Entzündungen oder Tumore sein.
Was sind Schilddrüsenknoten?
Beim Struma nodosa bildet die Schilddrüse knotige Areale aus. Die sind dann tastbar und im Ultraschall auch sichtbar.
Schilddrüsenknoten (= Struma nodosa) sind nicht das gleiche wie ein Kropf
(= Struma), auch wenn die lateinischen Bezeichnungen hier verwirren können.
Man unterscheidet zwischen heißen und kalten Knoten. Heiße Knoten reichern Jod an und sind hormonell aktiv; kalte Knoten sind das nicht.
Die Bezeichnung heißer und kalter Knoten kommt von der Szintigrafie- einer nuklearmedizinischen Untersuchung. Bei dieser Untersuchung wird ein aktiver, jodanreichender Knoten rot dargestellt, also „heiß“. Ein nicht aktiver Knoten erscheint blau, daher „kalt“.
Schilddrüsenzysten können entstehen, wenn das Schilddrüsengewebe wächst. Zysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume.
Für Schilddrüsenkrebs liegt die jährliche Neuerkrankung bei 0,01%[1]. Er ist also selten.
Symptome bei Struma oder Schilddrüsenknoten können sein:
· Druckgefühl am Hals
· Räuspern, Husten
· Probleme beim Schlucken
· Atemprobleme
· Eventuell Schmerzen beim Druck auf die Knoten
· „Indirekte“ Symptome bei heißen Knoten können Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion sein
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist einfach zu wenig Schilddrüsenhormon vorhanden. Es gibt verschiedene Gründe, woran das liegen kann:
Zum einen kann zu wenig „Baumaterial“ für das Hormon vorhanden sein. Besteht also ein Mangel an Jod, Tyrosin oder den schon oben genannten Co-Faktoren wie B-Vitaminen, Eisen, Zink, Vitamin-D oder Selen kann es zur Unterfunktion der Schilddrüse kommen.
Zum anderen kann die Schilddrüse selbst ein Problem haben durch Entzündungen, Hormonschwankungen, Leaky Gut oder Stress beispielsweise.
Eine weitere Möglichkeit liegt in der Störung im Regelkreis mit dem Gehirn. Also eine Störung im Hypothalamus bei der TRH-Ausschüttung oder in der Hypophyse bei der TSH-Produktion.
Natürlich gibt es auch noch angeborene Schilddrüsenfunktionen, wie das Fehlen der
Schilddrüse (= Athyreose) oder die fehlerhaft entwickelte Schilddrüse (= Schilddrüsendysplasie).
Mögliche Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion findest Du in der nebenstehenden Abbildung.
Bei der Schilddrüsenüberfunktion liegt ein „Zuviel“ an Schilddrüsenhormonen vor. Die häufigsten Ursachen dafür sind der Morbus Basedow und die Schilddrüsenautonomie.
Aber auch in einem aktiven Hashimoto-Schub kann es zu einer Überfunktionssymptomatik kommen.
Auch die Überdosierung von Schilddrüsenmedikamenten oder ein Hypophysentumor können zur Überfunktion führen.
Mögliche Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion findest Du in der nebenstehenden Abbildung.
Die Basedow-Krankheit ist die wohl bekannteste Form der Schilddrüsenüberfunktion. Sie ist autoimmun. Das bedeutet, der Körper greift sich selbst an.
Er bildet Antikörper gegen den TSH-Rezeptor. Diese TSH-Rezeptor-Antikörper (= TRAK) passen genauso wie das TSH an den TSH-Rezeptor der Schilddrüse. Sie binden an den TSH-Rezeptor und regen damit die Schilddrüse zur Hormonproduktion an.
Bei einem Gesunden würde der Körper nun die TSH-Ausschüttung drosseln und somit die Hormonproduktion reduzieren.
Bei der Basedowkrankheit ist der TSH-Rezeptor durch den TRAK dauerhaft blockiert. Somit produziert die Schilddrüse auch dauerhaft Hormone. Der Körper hat keine Möglichkeit mehr die Überfunktion der Schilddrüse zu steuern.
Neben den schon genannten Überfunktionssymptomen kommt es zu einer deutlichen Schwellung der Schilddrüse, auffallend hervortretenden Augäpfeln und einem deutlich erhöhten Herzschlag (Tachykardie). Diese kombiniert auftretenden Symptome nennt man Merseburger Trias. Sie sind kennzeichnend für den Morbus Basedow.
Hashimoto haben ja so viele - oder?
Bei der Hashimoto- Thyreoiditis handelt es sich um eine autoimmun bedingte Entzündung der Schilddrüse. Hier bildet der Körper TPO-Antikörper.
Sie richten sich gegen das Enzym Thyreoperoxidase (TPO). Die TPO bewirkt den Einbau von Jod and Tyrosin. Das ist der essentielle Schritt für die Herstellung von Schilddrüsenhormonen.
Somit lässt sich auch die Stadieneinteilung bei der Hashimoto-Thyreoiditis erklären. Im 1. akuten Stadium kommt es durch die TPO-Antikörper zur Zerstörung von Schilddrüsengewebe. Geht Schilddrüsengewebe kaputt, werden dabei Hormone freigesetzt. Daher finden sich im 1. Stadium Überfunktionssymptome. Das nennt man „Schub“.
Irgendwann erschöpft sich die Schilddrüse dann, da soviel Gewebe zerstört ist, dass es zur Unterfunktion kommt. Das ist dann das 2. Stadium. Die Schilddrüse ist vernarbt, verklebt und verkleinert. Im Ultraschall zeigt sich dann das typische Leopardenmuster.
Das 3. Stadium ist die Remission (= Stillstand). Damit sich Deine Schilddrüse erholen kann ist eine wirklich gute Einstellung der passenden Mikronährstoffe und gegebenenfalls passenden Hormone unerlässlich.
erholen kann ist eine wirklich gute Einstellung der passenden Mikronährstoffe und gegebenenfalls passenden Hormone unerlässlich.
Mögliche Auslöser für eine Hashimoto-Thyreoiditis findest Du in der nebenstehenden Box.
Wenn die Schilddrüse nach der Geburt Stress hat - Postpartum Thyreoiditis
Nicht so selten ist eine postpartum Thyreoiditis: eine Entzündung der Schilddrüse nach der Geburt eines Kindes. Auch hier richtet sich der Körper gegen die eigene Schilddrüse. Es könne Über- oder Unterfunktionssymptome auftreten. In der Regel heilt diese Entzündung innerhalb eines Jahres wieder ab.
Autoimmune Schilddrüsenstörungen wie Morbus Basedow und Hashimoto Thyreoiditis sind eine Erkrankung des Immunsystems! Die Schilddrüse ist nur das leidtragende Organ!
Weitere Schilddrüsenentzündungen...
Es gibt auch noch Schilddrüsenentzündungen, die nicht durch ein fehlgeleitetes Immunsystem entstehen. Dazu zählen Entzündungen der Schilddrüse, die von Bakterien, Viren,
Verletzungen, Medikamenten oder Strahlung verursacht werden.
Wenn Du bei mir einen Termin zur Schilddrüsensprechstunde buchst, bekommst Du einen Vorbereitungsbogen für diesen Termin zugesendet. Diesen füllst Du aus und bringst ihn dann zum Termin mit.
In diesem Bogen frage ich verschiedene Symptome und auch Deine Körpertemperatur zu verschiedenen Zeiten ab. Dies dient einer ersten wichtigen Einschätzung Deiner Schilddrüse.
Die Diagnose einer Schilddrüsenstörung läuft über verschiedene Schritte gleichzeitig ab.
1. Schritt sind die Symptome einer Schilddrüsenstörung. Einige habe ich Dir oben schon genannt. Weitere Symptome findest Du auf dem entsprechenden Fragebogen, den ich Dir dann zur Terminvereinbarung zusende. Selbstverständlich darfst Du den mit Deinen eigenen Empfindungen vervollständigen.
2. Schritt in der Diagnose sind die Blutwerte. Ich benötige die aktuelle Bestimmungen der nebenstehenden Werte.
Entweder lässt Du diese Werte beim Hausarzt bestimmen und bringst sie dann zum Termin in die Praxis mit; oder wir machen die Blutabnahme bei mir in der Praxis und ich lasse die Untersuchungen im Labor durchführen.
Die Blutabnahme und Laboruntersuchung bei mir sind aber von Dir selbst zu zahlen und keine gesetzliche Krankenkassenleistung. Solltest Du eine private Krankenversicherung oder eine Zusatzversicherung haben, musst Du das mit Deiner Versicherung besprechen, welche Kosten diese übernimmt.
Die Laborkosten für Selbstzahler liegen bei ca. 120-180€ (je nachdem, was alles bestimmt werden muss).
3. Schritt ist dann das Abtasten und Berühren Deiner Schilddrüse.
Ist sie vergrößert, verkleinert, verhärtet? Sind Knoten tastbar? Kannst ich eine Vergößerung tasten? Ist Deine Schilddrüse sehr warm? Ist sie fest oder sehr weich? Wie empfindest Du diese
Berührung an der Schilddrüse? Schmerzt der Druck?
4. Schritt ist der Ultraschall Deiner Schilddrüse
Der Schilddrüsenultraschall ist das wichtigste bildgebende Verfahren für Deine Schilddrüse. Ich sehe nicht nur die Größe, Form und Lage, sondern auch, ob eine Entzündung, Vernarbungen, Einlagerungen oder Knoten vorhanden sind. Der Ultraschall erlaubt mir eine Beurteilung, ob Deine Schilddrüse arbeiten kann.
Liegen mir dann alle Ergebnisse vor, erstelle ich einen Behandlungsplan für Dich. Dieser beinhaltet dann Mittel, die Du für Deine Schilddrüsenfunktion einnehmen musst, aber auch Ernährungsempfehlungen und einen weiteren „Fahrplan“, wie Deine Behandlung weiter abläuft.
Mit Schilddrüsenwickeln, Schilddrüsenmassagen und weiteren Therapien. Das passe ich ganz individuell auf Dich und Deine Beschwerden an.
Daher kann ich hier keine genauere Aussage darüber treffen, wie lange eine Therapie dauert und wieviele Behandlungen erforderlich sind. Das ist einfach individuell.
Bist Du auch von einer Schilddrüsenstörung betroffen? Möchtest Du Deine Schilddrüse ganzheitlich behandeln? Willst Du einen Termin vereinbaren? Hier geht´s zu
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Carmen Hammermüller, Heilpraktikerin,
Schilddrüsenpraktikerin® und Hormoniepraktikerin® nach Dr. Berndt Rieger